Kapelle St. Cyriakus
Über dem Walddorf Lindenberg erhebt sich am Hang des Burgberges die Cyriakuskapelle. Sie steht im Wallgraben der ehemaligen Lindenburg, die längst untergegangen ist. Mit der Nordseite lehnt sich das Kirchlein an einen Felsen, der einen Teil seiner Mauer bildet.
Schon die alte Burg besaß eine Cyriakuskapelle, die im 13. Jahrhundert urkundlich bezeugt ist. Der jetzige, geschmackvoll renovierte Bau stammt aus dem Jahre 1556. Er wurde aus den Quadern der Burgruine gefügt. Schiff und Chor sind von einem Tonnengewölbe überspannt. lm hölzernen Dachreiter hängt ein Glöcklein. Auf dem lindenumstandenen Platz vor der Kapelle, der in die Tiefe eines Steinbruches abfällt, steht ein Freialtar.
lm Innern wird die Figur des hl. Cyriakus regelmäßig mit den ersten reifen Trauben der Winzer geschmückt, wenn diese am Sonntag vor oder nach dem Cyriakustag, anfangs August, hierherkommen, um den Heiligen als Patron der Winzer zu verehren und ihn um einen guten Herbst zu bitten.
Der hl. Cyriakus war römischer Soldat, der den Waffenrock mit dem Gewand eines Diakons vertauschte. Unter Kaiser Maximianus starb er den Märtyrertod. Cyriakus, der zum Einsiedler wurde, soll eine Klause bei der Lindenberger Kapelle bewohnt haben. Nach der Legende kam er täglich nach Deidesheim, wo sich ihm das Stadttor von selbst öffnete. Als er aber einmal einen Wingertspfahl aus einem Weinberg zog, um seine müden Glieder zu stützen, blieb das Tor verschlossen. Der Heilige erkannte seinen Fehltritt und brachte den Pfahl zurück. Nun öffnete sich ihm wieder das Tor.
Warum aber versteckt sich der Weinpatron Sankt Cyriakus mit seinem Heiligtum in die Wälder hinter der Haardt? Ist es der gleiche Grund, der die Winzer veranlaßte, ihr Wetterkreuz westlich des Dorfes, hoch über die Gemarkung zu setzen, um die bösen Wetter, die ja von Westen kommen, abzuwehren? Mag sein, daß man deshalb das Cyriakuskirchlein gegen die Unwetter vorgeschoben postierte, damit Wolkenbruch und Hagelschlag das Rebland verschone.
Text: Fred Weinmann