Heiligste Dreifaltigkeit, Frankenstein

Hauptraße 19
67468 Frankenstein

Die kleine katholische Kirche von Frankenstein hat eine wechselvolle Geschichte und ist damit eine Besonderheit unter den Kirchen der Pfalz. Die ortsansässigen Katholiken hatten kein eigenes Gotteshaus, sondern marschierten Sonntag für Sonntag zur Hl. Messe nach Weidenthal. Erst 1933 bekam der Ort eine katholische Kirche.

An der Stelle der heutigen Kirche, die nicht mehr als die Größe einer Kapelle umfasst, befand sich die einstige Synagoge. 1833 erwarb der jüdische Metzger Nathan Abraham das Gebäude an dieser Stelle. Er ließ den östlichen Teil des Hauses zur Synagoge umbauen, indem er Erd- und Obergeschoss zu einem Raum verband und vor dessen Westwand eine Frauenempore einzog. So bekam die kleine jüdische Gemeinde in Frankenstein ihr eigenes Bethaus.  Dieses Gebäude stiftete Metzger Abraham 1841 seinen Glaubensgeschwistern. Da aber immer weniger jüdische Mitbürger in Frankenstein lebten, war bereits Ende des 19. Jahrhunderts der Synagogenraum ungenutzt, während im Westteil des Gebäudes noch Bewohner lebten. Schließlich bot mangels Gottesdienstbesuchern der Verband der israelischen Kultusgemeinden der Pfalz das gesamte Gebäude 1932 zum Kauf an. Als schließlich 1939 Klara und Flora Kaufmann aus Frankenstein nach Mannheim verzogen, erlosch das jüdische Leben im Ort vollständig.

Ludwig Sebastian (1862-1943), seines Zeichens von 1917 bis 1943 Bischof von Speyer, stammte aus Frankenstein. Er nutzte die Chance und erwarb aus einer Tasche das leerstehende Gebäude. Der beauftragte Architekt Paul Klostermann (Kaiserslautern) ließ das Bauwerk bis auf die Grundmauern abtragen und darauf einen kleinen Kirchenraum errichten. Die Grundsteinlegung erfolgte am 9. Oktober 1932, die Weihe zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit und des Hl. Ludwig am 11. Juni 1933. Das gesamte Vorhaben kostete den Bischof 12.500 Mark.

Das Gebäude steht direkt an der Hauptstraße, eingerahmt von den Nachbarhäusern und dem dahinter ansteigenden Hang. Der kleine Dachreiter mit zwei Glocken ist gekrönt von einem goldenen Hahn. Über der Eingangstür ist eine Darstellung der Dreifaltigkeit des Speyerer Bildhauer Höpfel zu finden. An der Chorwand ist außerdem eine steinerne Figur Mariens angebracht. Der Innenraum, der 40 Sitzplätze im Schiff und 20 auf der Empore bietet, überrascht durch eine reiche Ausgestaltung. Ein gemalter Wandfries des renommierten Künstlers Paul Thalheimer, der auch das berühmte Altarbild in der Bad Dürkheimer Ludwigskirche malte, schmückt die Kirche. Zu sehen sind Darstellungen der Dreifaltigkeit, des Petersdoms und verschiedener Heilige. Der Künstler schuf zudem den Kreuzweg und stiftete ihn der katholischen Gemeinde.

An Bischof Sebastian erinnern heute nicht nur ein Gemälde und sein Wappen über der Kanzel, sondern auch seine Grabplatte: Ursprünglich war diese vor dem Königschor im Dom von Speyer über seinem Grab. Folgende Worte sind in lateinischer Sprache eingraviert:

Ludovicus Sebastian Epps Spirensis. Natus VI. Octobris MDCCCLXII. Obiit XX. Mai MCMXLIII. Aedibus Sacris Caritatis operibus insignis in patriam redux. Requiescat in pace.

[Ludwig Sebastian, Bischof von Speyer, geb. am 6. Okt. 1862, gest. am 20. Mai 1943. Bauen von Heiligtümern und Werke der Liebe waren seine Zeichen, [er ist] in die Heimat zurückgekehrt. Er ruhe in Frieden.]

Diese Grabinschrift enthält eine Anspielung auf seinen Bischöflichen Wahlspruch In patriam redux – In die Heimat zurückgekehrt, da er zwar im Bistum Speyer geboren wurde, im Erzbistum Bamberg aber die Priesterweihe empfing und tätig war, als Bischof jedoch wieder in seine Heimatdiözese Speyer zurückkehrte.

Die Grabplatte wurde im Zuge der Dom-Umgestaltung der 1950er entfernt und nach Frankenstein verbracht. Sein Grab mit einer schlichteren Platte befindet sich aber immer noch im Dom.